Hände weg von den arbeitsfreien kirchlichen Feiertagen!

Zur Forderung der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, Feiertage zugunsten des Wirtschaftswachstums zu streichen.

Hände weg von den arbeitsfreien kirchlichen Feiertagen!

Wirtschaft funktioniert nur mit den arbeitenden Menschen. Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft hingegen vertritt einzig die Interessen der Kapitaleigner. Diese wissen ganz genau, dass die Arbeitenden den Profit sichern und sich mit Einschränkung von Vorteilen für Arbeitende mehr Profit machen lässt. Deshalb sollen sich die Arbeitenden nicht zieren und ein paar Feiertage dafür opfern, damit die „Wirtschaft“ blüht, sprich: die Gewinne steigen ohne Gegenleistung für die Arbeitenden. Einfachere Regelungen für verkaufsoffene Sonntage und mehr lange Einkaufsnächte zur Umsatzsteigerung sind ja schon im neuen Ladenschlussgesetz der bayerischen Staatsregierung in Planung. Warum nicht auch gleich ein paar christliche Feiertage mitnehmen?

Die kleinen Einzelhändler werden sich noch mehr krumm legen müssen, um mit den großen Einzelhandelsketten bei den verkaufsoffenen Sonntagen und den langen Einkaufsnächten mithalten zu können. Ganz zu schweigen von dem Verkaufspersonal, meist Frauen, die zudem auch noch unter Tarif bezahlt werden.

Für eine höhere Tarifquote in ihren eigenen Reihen, den Unternehmen zu sorgen, wäre auch eine schöne Aufgabe für diese Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft.

Höhere Einkommen für die Arbeitenden, mehr Nachfrage, höherer Umsatz führt auch zu mehr Gewinnen und gleichzeitig zu einem höheren Lebensstandard der Bevölkerung. Eine längere Arbeitszeit alleine, ob durch Erhöhung der Arbeitszeit oder durch den Wegfall von Feiertagen bringt für die breite Masse der Bevölkerung gar nichts.

Dafür sind steigende Tariflöhne, ein Mindestlohn von über 15,- €, gute Arbeitsbedingungen und sichere Sozialversicherungen für Krankheit und Pflege sowie für die Rente nötig.

Dazu sollten die Beitragsbemessungsgrenzen wegfallen und alle Einkommen sozialversicherungspflichtig werden. Damit wären die Sozialversicherungen ganz schnell saniert.

Die jüngsten Forderungen der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, gesetzlich geschützte Feiertage zu streichen, lehnt die LAG Christinnen und Christen Die Linke Bayern entschieden ab. Feiertage sind keine wirtschaftlichen Hemmnisse, sondern Ausdruck einer menschenfreundlichen Gesellschaft. Weder Frankreich noch Italien – mit vergleichsweise weniger Feiertagen – weisen automatisch robustere Volkswirtschaften auf. Auch Bayern selbst steht wirtschaftlich nicht schlechter da als andere Bundesländer, obwohl es überdurchschnittlich viele Feiertage hat. Es ist daher ein Trugschluss, ökonomisches Wachstum gegen soziale und kulturelle Errungenschaften auszuspielen.

Nicht nur für linke Christinnen und Christen sind diese Feiertage von ganz besonderer Bedeutung. Karfreitag ist die Erinnerung an den von der römischen Besatzungsmacht in Palästina und den örtlichen Machthabern gefolterten und gekreuzigten Jesus, weil das Volk hinter ihm herlief.

Aber das Unerwartete geschieht zu Ostern: Die Auferstehung des Gekreuzigten zusammen mit seiner Botschaft von Frieden, Nächstenliebe und Gerechtigkeit.

Und die Botschaft erobert die Welt. Denn der Heilige Geist besucht seine Follower und sendet sie in die Welt, was wir an Pfingsten feiern. Und oft weht der Heilige Geist Gottes, der Geist seiner Botschaft nicht nur in den Kirchenmauern, sondern in der ganzen Welt.

Nürnberg den 18.05.2025

LAG Christ*Innen Die Linke Bayern

Der Landessprecherkreis

Mechthild Greim Doris Langer und Erich Utz

 

Siehe auch Bay. Verfassung Art. 151

(1) Die gesamte wirtschaftliche Tätigkeit dient dem Gemeinwohl, insbesonders der Gewährleistung eines menschenwürdigen Daseins für alle und der allmählichen Erhöhung der Lebenshaltung aller Volksschichten.

Ostergruß 2025

Was sucht ihr den Lebendigen bei den Toten?

Was sucht ihr den Lebendigen bei den Toten?
Lukas 24, Vers 5

Drei Frauen – Jüngerinnen Jesu – sind unterwegs zum Grab. Sie wollen den Verstorbenen ehren, ihm nahe sein. Doch als sie ankommen, ist das Grab leer. Ein Engel begegnet ihnen mit diesen Worten: „Was sucht ihr den Lebendigen bei den Toten?“
Dieser Satz klingt fast wie ein Vorwurf, bedeutet aber im Kern: Sie sollen nicht in der Vergangenheit verharren, sondern das Neue sehen.

Passion und Ostern lehren uns etwas über den Umgang mit den schwierigen Seiten des Lebens.
Die Verurteilung und der Tod Jesu als Verbrecher – die Jüngerinnen und Jünger haben das auch als persönliche Bedrohung empfunden.
Petrus verleugnet seine Zugehörigkeit zu Jesus, die Jünger verstecken sich und einige verlassen Jerusalem. Angst und Depression machen sich breit. Die Angst, sie lähmt, macht handlungsunfähig und blind. Allen Osterberichten ist gemeinsam, dass die Jüngerinnen und Jünger zunächst nicht fähig sind, das Handeln Gottes zu sehen.

Erst mit der Zeit reift in ihnen die Erkenntnis: Gott schenkt einen neuen Anfang. Nicht das Alte wird wiederhergestellt, sondern Neues beginnt. „Manchmal feiern wir mitten im Tag ein Fest der Auferstehung“ heißt es in einem Lied, „Stunden werden eingeschmolzen und ein Glück ist da.“

Gerade dann, wenn wir in unserem Leben an Grenzen stoßen, wenn wir nicht weiter wissen: plötzlich tut sich eine Tür auf und ein neuer Weg wird sichtbar. Wir erfahren: Gott schafft neuen Anfang.
Um dies zu erkennen, braucht es einen wachen Blick, Vertrauen und Zuversicht.

Liebe Genossinnen und Genossen, Freundinnen und Freunde, 

wir wünschen uns und euch in diesem Sinne ein Fest der Auferstehung.

 

14.04.2025
Clemens Selzer und Mechthild Greim
Vorsitzende der BAG Linke Christ*innen


Kontakt: bag.linkechristinnen@die-linke.de

 

Mehr Gerechtigkeit wagen

Positionen und Wahlaufruf der Bundesarbeitsgemeinschaft Linke Christ*innen zur vorgezogenen Bundestagswahl am 23.02.2025

Positionen und Wahlaufruf der Bundesarbeitsgemeinschaft Linke Christ*innen zur vorgezogenen Bundestagswahl am 23.02.2025

Mehr Gerechtigkeit wagen

Frieden
„Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen machen.“ (Micha 4,3)
Deutschland soll nicht kriegs- sondern friedenstüchtig werden!
Das Friedensgebot des Grundgesetzes muss wieder stark gemacht werden. Statt Eskalation und Aufrüstung brauchen wir Verhandlungen, Völkerverständigung und Abrüstung. Wir brauchen Worte statt Waffen. Wir brauchen eine handlungsfähige UN ohne Vetorechte. Atomwaffen weltweit sofort verbieten.

Soziale Gerechtigkeit
„…und sie hatten keine Herberge“ (Lukasevangelium 2,7)
Die Mieten sind zu hoch, vor allem in Großstädten.
 Das verstärkt die Armut. Der Wohnungsbau muss sich am Gemeinwohl orientieren.
Es gibt ein Menschenrecht auf Wohnen.

„Gott stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen. Die Hungrigen füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer ausgehen.“ (Lukasevangelium 1,52f)
Große Gewinne, große Einkommen und große Vermögen gerecht besteuern! Dann wäre genug für alle da. Man muss von seiner Arbeit gut leben können. Menschen brauchen soziale Sicherheit. Jeder hat das Recht auf ein Leben in Würde, auch wenn er keine Erwerbsarbeit hat. Das Bürgergeld muss erhöht werden. Es muss auch ohne Tafeln reichen.

„Der Fremde, der bei euch wohnt, soll euch wie ein Einheimischer gelten, und du sollst ihn lieben wie dich selbst.“ (3. Moses 19,33 f)
Menschen, die vor Not und Kriegen nach Europa fliehen, brauchen Schutz. Geflüchtete haben ein Recht auf Integration, Qualifikation und Arbeit. Dann sichern sie den Wohlstand.

Bewahrung der Schöpfung
„Die Erde ist des Herrn und was darinnen ist, der Erdkreis und die darauf wohnen.“ (Psalm 24,1)
Die Klima-Katastrophe bedroht das Überleben der Menschheit. Besonders die Menschen des globalen Südens leiden unter den Folgen. Hauptverantwortlich sind die Industrieländer, wenn sie nicht bald wirksam aus dem Fossilienzeitalter aussteigen und auch Superreiche haben endlich einen größeren Beitrag zur sozialen Begleitung zu leisten. Die Erde ist keine Ware.
Wirtschaft darf nicht dem Profit dienen, sondern dem Leben der Menschen und der Natur.

Wer sich für Frieden, soziale Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung einsetzen will, muss Die Linke unterstützen und wählen.

Erstunterzeichnerinnen: Petra Pau, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages; Bodo Ramelow, Ministerpräsident a. D. Thüringen; Prof. em. Dr. Franz Segbers, Sozialethiker; Claudia Haydt, Vizepräsidentin Europäische Linke; Oswald Greim, ehem. Kath. Betriebsseelsorger Erzdiözese Bamberg; Rainer Schmid, Theologe Ulm/Donau; Kathrin Flach Gomez, Landessprecherin Die Linke Bayern; Susanne Schaper, MdL, Fraktionsvorsitzende im Sächsischen Landtag und Co-Vorsitzende Die Linke Sachsen; Stefan Hartmann, Co-Vorsitzender Die Linke Sachsen; Hermann Schaus, Präsidiumsmitglied im Parteirat Die Linke; Ulrike Grosse-Röthig, Landessprecherin Die Linke Thüringen; Peter Bürger, Theologe, Publizist, Friedensaktivist; Clemens Selzer und Mechthild Greim, Vorsitzende der BAG Linke Christ*innen; Waldemar Domanski, Thorsten Brenscheidt, Doris Langer, Claudia Goltzsch-Knittel, Andreas Wiesner, Reinhard Heinrich, Vorstand der BAG Linke Christ*innen

v. i. S. d. P.: Clemens Selzer und Mechthild Greim, Vorsitzende der BAG Linke Christ*innen
eMail: bag.linkechristinnen@die-linke.de

Weitere Infos über die Linken Christ*innen finden Sie unter: https://www.die-linke.de/partei/parteidemokratie/weitere-zusammenschluesse/bag-linke-christinnen/
Wenn Sie den Wahlaufruf mitunterzeichnen möchten senden Sie eine E-Mail mit Namen, Anschrift,
 evtl.. Funktion an bag.linkechristinnen@die-linke.de

So einfach wie das Evangelium

Zum 100. Geburtstag des Priesters, Revolutionärs und Poeten Ernesto Cardenal

Christian Stappenbeck

Er war das Gesicht der Befreiungstheologie in Lateinamerika, er war der Sprecher der sandinistischen Front, die Nicaragua befreite: Ernesto Cardenal, mit silbernem Vollbart und schwarzer Baskenmütze, mit feinem Lächeln und leuchtenden Augen. Dabei war er auch als Minister gänzlich uneitel. Seine Bescheidenheit erlebte ich vor 40 Jahren bei seiner Ehrenpromotion. Dazu später.

Cardenal wurde am 20. Januar 1925 im Reichenviertel von Granada geboren. In frühen Jahren deutete nichts auf eine spätere revolutionäre Arbeit hin. Ein Studium der Philosophie, Literatur und Theologie führte ihn unter anderem nach Mexiko und New York, zudem schrieb er elegische Liebesgedichte. Im Alter von 32 Jahren wurde er Klosternovize, mit 40 empfing er die Priesterweihe. Ein neuer Lebensabschnitt begann.

Der Dichter-Priester Cardenal wurde weithin bekannt, nachdem er auf einer abgeschiedenen Inselgruppe im Großen Nicaraguasee 1965 die klosterähnliche Kommune von Solentiname gegründet hatte. Der Archipel Solentiname beherbergte etwa 90 bäuerliche Familien in strohgedeckten Hütten. Mehrere beteiligten sich an einem künstlerischen Sozialprojekt und fanden ihre eigene Stilrichtung: eine naiv-farbenfreudige Malerei mit tradierten Motiven. Sonntags konnten sie (viele waren noch Analphabeten) bei Cardenal auf der Hauptinsel einen Bibelabschnitt hören und mit ihm diskutieren. So naiv wie ihre Bilder war die Bibelauslegung der Bauern und Fischer.

Sie bezogen die Kritik an den Reichen, Zöllnern und Hohepriestern sowie die Texte vom Jüngsten Gericht und vom Reich Gottes geradewegs auf ihre Lage – sahen da, von Cardenal ermutigt, ein Gleichnis, einen Hinweis auf die notwendige »Revolution«, den Umsturz der ungerechten Verhältnisse. »Selig seid ihr, die ihr jetzt hungert, denn ihr sollt satt werden« (Lk. 6,21). Der Bauer Julio sagt dazu: »Wenn in einem Land die Revolution gesiegt hat, brauchen die Armen keinen Hunger mehr zu leiden.« Dem studierten Normaltheologen scheinen solche Auslegungen treuherzig und einfältig, aber Cardenal wusste: Die Sätze sind so einfach wie das Evangelium selbst – und »selig sind, die geistlich arm sind, denn ihnen öffnet sich die Tür ins Reich Gottes« (Mt. 5,3).

Vollständiger Artikel:

https://www.jungewelt.de/artikel/492166.befreiungstheologie-so-einfach-wie-das-evangelium.html

Wann beginnt der Vorkrieg?

Eine Erklärung des AK-ReligionslehrerInnen des Instituts für Theologie und Politik (ITP) Münster zur Bundesbildungsministerin

„Wir müssen den Mut haben, den Kindern den Frieden zu erklären!“ (Hermann Steinkamp)

Während des Höhepunktes der nuklearen Aufrüstung Anfang der 1980er Jahre schreibt Christa Wolf die Erzählung „Kassandra“. In ihr stellt sie eine noch immer gültige Frage:

„Wann Krieg beginnt, das kann man wissen, aber wann beginnt der Vorkrieg. Falls es da Regeln gäbe, müsste man sie weitersagen, in Ton, in Stein eingraben, überliefern. Was stünde da? Da stünde, unter andern Sätzen: Lasst euch nicht von den Eignen täuschen.“

Der Vorkrieg hat spätestens dann begonnen, wenn von Frieden zu sprechen als Feigheit interpretiert wird, wenn nicht mehr gesagt werden darf, dass ein Weg zu einem Frieden nur über Verhandlungen möglich ist und wenn die einzig denkbare Form des „Friedens“ der Siegfrieden ist. Der Vorkrieg hat auch dann begonnen, wenn die Kriegsrhetorik sich in alle Fasern einer Gesellschaft ausbreitet – auch in die Schulen.

Den Krieg gut vorbereiten?

So müssen auch die Äußerungen der Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger gelesen werden. Sie ordnet den Krieg ein in eine Reihe von weiteren Krisen, Pandemien und Naturkatastrophen, auf die man sich „gut vorbereiten muss“. Die Frage nach den Gründen soll nicht mehr gestellt werden. Erlaubt ist einzig eine reaktive Antwort. Damit aber ist all das, was Bildung ausmacht, preisgegeben worden: zu verstehen! Den „Sorgen und Ängsten“, die bei unseren Schüler*innen auftauchen, muss lediglich „begegnet“ werden. Auch hier geht es um reaktive Eindämmung und Beruhigung und genau damit um Befähigung zum Krieg. Und die Bildzeitung macht am 16. März ganz unverhohlen eine Zusammenfassung: „Bundesbildungsministerin: Lehrer sollen Schüler auf Kriegsfall vorbereiten.“

Stark-Watzinger erntet damit viel Zustimmung (zum Beispiel vom Deutschen Lehrerverband), aber auch Kritik. Manchen geht das, was sie sagt, dann doch zu weit: Die Aussagen irritieren. Aber vielleicht tun sie das gerade deshalb, weil Stark-Watzinger offen ausspricht, was tatsächlich geschieht und so nicht benannt werden soll: dass wir uns schon längst im Vorkrieg befinden.

Lasst Euch nicht von den Eignen täuschen

Dazu gehören auch die Reaktionen auf die Äußerungen von Papst Franziskus: eine Außenministerin, die den Kopf schüttelt („Ich versteh‘s nicht. Also ich verstehe es wirklich nicht. In diesen Zeiten …“). Man hält die weiße Fahne für ein fragwürdiges Bild, man unterstellt, dass der Papst die Kapitulation will und assoziiert Feigheit … In der Öffentlichkeit sind viele Bilder aufgerufen worden. Aber Christa Wolf warnt uns: Lasst euch nicht von den Eignen täuschen!

Papst Franziskus und seinen Worten Feigheit oder Kapitulation zu unterstellen, missinterpretiert den Sinn der weißen Fahne: Sie ist das Zeichen des Parlamentärs, der bereit ist, in Verhandlungen einzutreten. Dies Kapitulation zu nennen, ist eine nachträgliche Interpretation. „Ich glaube, derjenige ist stärker, der die Lage erkennt, der ans Volk denkt und den Mut zur weißen Flagge hat, zum Verhandeln.“ Das ist eine verstehbare Formulierung des Papstes. Sie nicht zu verstehen, nicht verstehen zu wollen oder zu können, zeigt, wie wichtig die Warnung von Christa Wolf ist: Lasst euch nicht von den Eignen täuschen!

Den Kindern den Frieden erklären

Kaum einer der öffentlich zu Rate gezogenen Kriegs- und Militärfachleute vermag noch die anfängliche Zuversicht aufrechtzuerhalten; und die Kriegsparteien so wie alle anderen mittlerweile in den Krieg Verstrickten wissen ganz offensichtlich nicht, wie da ’rauskommen, wie die Logik des Kriegs-Status-Quo verlassen. Die Ausweitung des Vorkrieges in die Schulen wird nicht der Weg sein. Und deshalb können die Überlegungen der Bundesbildungsministerin nur zurückgewiesen werden: Das ist nicht die Aufgabe von Schule und Bildung, von Lehrerinnen und Lehrern!

Inmitten des 30jährigen Krieges unterrichtete und lehrte der Begründer der Didaktik, Jan Amos Comenius. Und er sah es als die vorrangige Aufgabe an, den Krieg aller gegen alle zu beenden. Seine Formel dafür war nicht eine allgemeine Kriegsertüchtigung, sondern „alle alles ganz zu lehren“. Der katholische Pastoraltheologe Hermann Steinkamp hat immer wieder darauf hingewiesen, vor welcher Herausforderung die Pädagoginnen und Pädagogen stehen, vor allem auch, wenn wir Comenius ernst nehmen: Man muss den Kindern den Frieden erklären – um den Vorkrieg zu beenden. Das wäre die Aufgabe von Bildung. Nicht die Herstellung der Kriegstauglichkeit.

Text: Instituts für Theologie und Politik (ITP)

Für Frieden und Freunschaft der Völker

Redebeitrag von Mechthild Greim am 26.01.2024

Liebe Friedensfreundinnen und Freunde,

ich bin Mechthild Greim und spreche heute zu euch als Vertreterin der AG Linke Christ*innen Nordbayern.

Bereits vor Jahren hat sich unsere AG intensiv mit dem Verhältnis Israel und Palästina befasst und folgende Schlussfolgerungen gezogen:

1. Linke sind nicht solidarisch mit Staaten, sondern mit Menschen. In diesem Sinne ist die Linke internationalistisch.

2. Christ*innen sind nicht solidarisch mit Staaten, sondern mit Menschen. In diesem Sinne sind Christ*innen internationalistisch.

3. Linke Christ*innen lehnen die religiöse Überhöhung des Staates Israel durch christliche Fundamentalisten ab.

4. Christ*innen waren Jahrhunderte lang antijudaisch und haben Schuld auf sich geladen. Diese unselige Tradition sehen wir und bekämpfen jeglichen Antijudaismus (auch wenn er sich auf das Neue Testament beruft).

5. In Deutschland hat rassisch begründeter Antijudaismus, Antisemitismus, unsägliches Leid über Menschen jüdischer Religion und Herkunft gebracht. Diese geschichtliche Verantwortung akzeptieren wir und bekämpfen jegliche antisemitische Haltungen.

6. Linke Christ*innen unterstützen Menschen, denen Unrecht getan wird, unabhängig von Ethnie, Religion, sexueller Orientierung und Geschlecht.

7. Wir unterstützen Menschen, die die allgemeinverpflichtende Anwendung religiöser Vorschriften auf ALLE Menschen ablehnen. In diesem Sinne sind wir solidarisch mit allen nicht-religiösen Menschen, die einen laizistischen Staat befürworten.

8. Linke Christ*innen stehen zum Existenzrecht Israels als Staat, in dem Menschen nicht nur jüdischen Glaubens eine Heimat gefunden haben und finden. Genauso unterstützen wir, dass Menschen arabischer oder palästinensischer Herkunft sowie Menschen nicht-jüdischen Glaubens eine eigene staatliche Verfasstheit in Palästina erhalten.

9. Linke Christ*innen lehnen Waffenexporte generell ab und fordern die Entmilitarisierung des Nahen Ostens.

10. Wenn linke Christ*innen Menschenrechtsverletzungen durch israelische Politiker beklagen und für die Menschenrechte in Israel und Palästina eintreten, hat das nichts mit „Antisemitismus“ zu tun, sondern mit dem Eintreten für Menschen.

Heute stehen wir hier und sind mit einer unfassbaren Entmenschlichung durch den Terrorangriff der Hamas auf israelische Menschen aber auch durch die Gegenmaßnahmen an palästinensischen Menschen konfrontiert.

2,2 Millionen Menschen, davon 1 Million Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren wurden im Gazastreifen komplett abgeriegelt: Kein Wasser, keine Lebensmittel, kein Treibstoff, keine Medikamente wurden ins Land gelassen. Hilfsorganisationen erhielten keinen Zutritt.

„Mit diesem Krieg überschreitet Israel das Verteidigungsrecht maßlos. Es droht ein Genozid. Wir verurteilen diesen Krieg und fordern“, wie die VVN-BdA NRW,

* sofortige ernsthafte diplomatische Initiativen zu einem Waffenstillstand als Vorbedingung für weitere Verhandlungen unter dem Dach der UNO oder der OSZE.

* Die Einstellung aller Waffenlieferungen als Voraussetzung für eine Waffenruhe,

* Die sofortige Freilassung aller israelischer Geiseln, palästinensischer Häftlinge, die ohne Gerichtsurteile inhaftiert sind,

* Sofortige ernsthafte diplomatische Initiativen zur Realisierung einer zwei Staaten Lösung. Nur zwei gleichwertige und gegenseitig anerkannte Staaten können die Voraussetzungen für einen dauerhaften Frieden in dieser Region schaffen.

* Von der Bundesregierung: geeignete Maßnahmen zur Bekämpfung von Antisemitismus und Islamfeindlichkeit zu ergreifen.

Als linke Christ*innen haben wir den Auftrag, uns mit allen Kräften für einen gerechten Frieden einzusetzen und die Organisationen in Israel und Palästina,die seit Jahren für den Frieden arbeiten, wie die Rabbis for Peace, Kairos Palästina, Jüdische Stimme für einen gerechten Frieden in Nahost und Bündnis für Gerechtigkeit zwischen Israelis und Palästinensern e.V. zu unterstützen.

Stoppt das Töten! Für Völkerverständigung und Frieden- jetzt!

 

Was nährt unsere Hoffnung

Adventsfeier der LAG LINKE Christinnen und Christen in Baden-Württemberg

Franz Segbers

Wir leben in dunklen Zeiten messianischer Dürren. Die Reichen feiern ihren zynischen imperialen Lebensstil auf Kosten der Armen und der Schöpfung. Die Kluft zwischen Arm und Reich geht immer weiter auf. Die schrecklichen Bilder der Kriege im Nahen Osten und in der Ukraine erschrecken uns. Und über allem wölbt sich die Klimakrise. Klimakollaps, Massenmigration, terroristische Gewaltexzesse, die kriegerischen Auseinandersetzungen: die „strukturelle Wurzelsünde“ in all dem ist – immer noch – die Logik des Kapitalismus, der gierigen Anhäufung von Kapital und Ressourcen der einen und der Verelendung der anderen. Gleichzeitig gewinnen antidemokratische und autoritäre Positionen immer mehr Rückhalt und Zuspruch. Und gleichzeitig schlingert die LINKE in eine existentielle Krise, wo doch die Rechte der Armen und der Schutz der Schöpfung eine starke Stimme bräuchten.

Nach dem Wahlsieg des Islamhassers und Rechtsradikalen Wilders in den Niederlanden, schrieb der Schriftsteller Arnon Grünberg in einem Kommentar in der Süddeutschen Zeitung vom 29. November 2023:

„Eine große Minderheit oder kleine Mehrheit der niederländischen Wählerschaft findet progressive Ideale, um es populistisch auszudrücken, zum Kotzen. Nachdem man sich von der Kirche befreit hat, will am sich von der weltlichen Variante des Christentums befreien, dem Humanismus.“

Wir erleben im Augenblick aber nicht nur eine tiefe Erschütterung der Kirchen, sondern zweier großen Lesarten der Welt: das Christentum und ein progressiver Humanismus. Zu diesem schwindenden Humanismus gehören die sozialistische Orientierung, aber auch die verbindliche Ausrichtung an Gerechtigkeit, Frieden und Schöpfung, wie die bekannte Trias des Konziliaren Prozesses der Kirchen lautet. „Es hat sich etwas verschoben“ konstatiert der Soziologe Wilhelm Heitmeyer, der sich jahrzehntelang mit autoritären Einstellungen und Rechtsextremismus beschäftigt hat, denn: „Die Radikalität besteht vor allem in der Kommunikation und Mobilisierung mit gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit gegen bestimmte markierte Bevölkerungsgruppen. Diese Bestandteile sind attraktiv, daran muss man Wahlergebnisse interpretieren.“ Das Milieu leidet kaum unter sozialer Not. Es hat eine glatte Fassade, aber dahinter existiert ein Jargon der Verachtung. In den letzten beiden Jahrzehnten hat sich der Neoliberalismus entsichert, zugleich wurde der Sozialstaat demontiert und jetzt erleben wir wie Rechte der Ärmsten in der Haushaltskrise attackiert werden.

Es gab einmal humanistische, christliche und sozialistische Würdetraditionen, auf die man sich berufen konnte und vor der die Würdelosigkeit, die Ungerechtigkeit und das Vergessen es nicht ganz leicht hatten. Man konnte gegen diesen Kanon verstoßen, aber immerhin es gab ihn.

Die Krise der LINKEn und die Krise des Humanismus hängen zusammen. Beide waren nicht unbeteiligt an der Beleidigung des Lebens. Aber immerhin war es so, dass das Christentum den Christen in den Weg trat; dass die Idee des Sozialismus die Realität des Sozialismus störte. Rosa Luxemburg und Franz von Assisi konnte nie ganz verscharrt werden.

Es gab verpflichtende Texte, die Propheten der Bibel und die Schriften von Rosa Luxemburg, Karl Marx und vielen anderen. Sie leiteten an, die Welt von den Opfern her zu lesen . Im Lukasevangelium hören wir im Magnifikat, wie Gott besungen wird:, der »mit seinem Arm machtvolle Taten vollbringt. Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind; er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen« (so Lukasevangelium 1, 51f.). Was mit der biblischen Hoffnung auf das Reich Gottes ausgesagt und erwartet wird, hat auch Marx mit seinem Imperativ formuliert, nämlich »alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist« (MEW 1: 385).

Was, wenn diese Texte bedeutungslos werden? Was, wenn die Geschichten der Bibel und die prophetischen Visionen nicht mehr zu hören sind?

Advent ist eine Zeit der Einübung in Hoffnung: Wir wissen nicht, wie die Welt wird, aber wir wissen, was aus ihr werden soll.

„Was bildet unsere Hoffnung? Was nährt sie?

Wir haben Visionen und Lieder, die eine Welt besingen, wie sie sein und werden soll. Von Jesaja hören wir: „Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet werden. Dann wird der Lahme springen wie ein Hirsch, und die Zunge des Stummen wird frohlocken. … Da wird der Wolf beim Lamm wohnen und der Panther beim Böcklein lagern. Kalb und Löwe werden miteinander grasen, und ein kleiner Knabe wird sie leiten.“ Das Recht wird fließen wie Wasser verheißt der Prophet Amos.

Recht aber kann es nicht geben, wenn nicht vorher vom Recht erzählt wurde, nicht vorher vom Recht geträumt und um es gebetet wurde. Nur so können wir der Hoffnungslosigkeit und dem Zynismus entgehen. Was wird aus einer Welt, in der der Gott der Armen und des Rechts nicht mehr besungen wird und in der seine Geschichten nicht mehr erzählt werden?

Vielleicht wird man uns eines Tages nicht nur fragen, was wir getan und was wir unterlassen haben, sondern auch welche Hoffnungen wir hatten. Wir sind auch dafür verantwortlich, welche Träume wir haben und was wir erhoffen. Träume sind wie das Gewissen: Der Mensch ist nicht nur verantwortlich vor sein Gewissen, sondern auch verantwortlich für sein Gewissen. Es keineswegs selbstverständlich ist, dass Löwe und Lamm friedlich beieinander liegen. Die Propheten der Bibel und die Bergpredigt bilden unsere Träume. Die Idee der Gerechtigkeit und das Gewissen sind nicht selbstverständlich. Wir müssen sie lernen. Dass Wolf und Lamm beieinander liegen, dass das Recht fließen wird, dass die Gewaltlosen selig sein werden – das sind Sätze, die die Vernunft nicht sagen. Es ist Sache der Hoffnung der gequälten, der erniedrigten der verächtlich gemachten Menschen, die rufen „O Heiland reiß die Himmel auf“. Sie schreien zu Gott „Reiß ab vom Himmel Tor und Tür“. Ihr Ruf verhallt nicht im Nirgendwo, er hat eine Adresse.

Die Visionen der Propheten bilden unsere Visionen. Wie aber können wir sie nähren, dass sie lebendig bleiben?

Es braucht Mut zur Hoffnung. Die Voraussetzung des Mutes ist, dass ein Mensch weißt, wofür er ein Herz und ein Gemüt hat. Wer also aus einem Flugzeug mit dem Fallschirm springt, ist in diesem Sinn nicht schon mutig, wohl aber ein Franz Jägerstätter, der in der Nazizeit den Militärdienst verweigerte und dafür die Todesstrafe auf sich nahm.

Wo man die Sprache der Stummen nicht mehr vermisst, das Brot der Armen und das Lebensrecht der Geflüchteten, da wird man auch keinen Mut aufbringen, daran zu arbeiten. Das starke und mutige Herz ist also das Herz, das sich der Armen erbarmt, wenn die reichen geschont und den Armen das Bürgergeld gekürzt oder die Kindergrundsicherung zusammengestrichen wird.

Das weiche, erbarmende Herz ist zornig. Zorn ist eine weitere Eigenart der Hoffnung und eines erbarmenden Herzens. Der Zorn öffnet die Augen. Es gibt eine unerlässliche Voreingenommenheit für die Armen. Wenn ich nicht voreingenommen bin von dem Wunsch nach Gerechtigkeit; wenn ich nicht voreingenommen bin für das Leiden der gequälten, dann nehme ich nicht einmal wahr, dass flüchtende Kinder an unser Ufer gespült werden und dass die Hungernden ihre Hände nach uns ausstrecken, dass die Armen Rechte haben und nicht auf Almosen angewiesen sind.

Was nährt unsere Hoffnung?

Eine aktive, kämpferische Hoffnung wurzelt in einer politisch wachen Spiritualität oder Frömmigkeit. „Nur wer für die Juden schreit, darf auch gregorianisch singen,“ hielt Dietrich Bonhoeffer den vermeintlich unpolitisch Frommen seiner Tage entgegen. Das Tun des Gerechten muss verbunden sein mit dem Beten. Durch die Geschichte der Kirchen zieht sich eine lange Tradition des Ringens um den Zusammenhang von „Kampf und Kontemplation“ wie Roger Schutz, Prior von Taizé es formulierte. Beten und Arbeiten, Politik und Mystik, Tun des Gerechten und Beten gehören immer schon zusammen. J. B. Metz spricht von der „mystisch-politischen Doppelverfassung“ der Nachfolge Jesu. Eine große Aufgabe ist es, diesen Zusammenhang von Tun des gerechten und dem Beten unter den Bedingungen des neoliberalen Kapitalismus einzuüben.

Die Religionen kennen viel Antworten auf die Frage, wer denn Gott sei. Die einen verbinden ihr Bild von Gott mit Innerlichkeit, Meditation, Erfahrung des Göttlichen in der Natur, die Kraft im Innern. Den vielen Namen für Gott hat die Bibel einen hinzugefügt, der sich in dieser Klarheit in den anderen Religionen so nicht findet. Gott hat den Namen Gerechtigkeit. Ohne Gerechtigkeit gibt es keine Erfahrung Gottes. „Dem Schwachen und Armen verhalf er zum Recht. Heißt nicht das, mich wirklich zu erkennen?“ (Jer 22,16) Der Gott der Bibel ist kein Naturgott. Er ist ein in der Geschichte handelnder Gott. Er befreit die Menschen aus unwürdigen Situationen. Die Armen und die Solidarität mit ihnen sind deshalb für die Bibel ein Ort der Begegnung mit Gott. „Die versöhnliche Begegnung mit den Armen, die Solidarität mit ihnen, wird zu einem Ort der Gottesbegegnung.“ (So heißt es im Sozialwort der Kirchen von 1997) Armut ist eine ethische und politische Forderung; sie ist aber auch theologisch eine Begegnung mit Gott, der im Kampf für die Rechte der Armen verborgen gegenwärtig ist. Es ist menschenwürdig, einen neuen Himmel und eine neue Erde zu erwartet, in der die Armen nicht mehr ein erniedrigtes und beleidigtes Geschöpf sind.

Dass zweite Nährmittel der Hoffnung ist die Gemeinschaft. Man kann nicht als Einzelner überleben. Man verhungert, wenn man allein ist. Deshalb sind wir Mitglied der Partei die LINKE, in der LAG linker Christen oder anderen Organisationen wo wir mit anderen,“den Schrei der Armen und der Mutter Erde hören“ (Laudato sí) und darauf eine Antwort geben.

Ja, ich kenne den Einwand: Die Hoffnung auf jene endgültige verheißene Stadt ist Opium, eine Vertröstung, die den Augenblick entwichtigt und die Kraft für die Gegenwart verschleudert. Um der leidtragenden will brauchen wir diese Versprechungen, die größer sind, als mein Verstand glauben, wissen und vertreten kann. Der spanische Jesuit Ignacio Ellacuría formuliert es zehn Tage vor seiner Ermordung in El Salvador 1989 – wenige Tage nach dem Fall der Berliner Mauer - so: „Nur utopisch und hoffnungsvoll kann man glauben und den Mut haben, mit allen Armen und Unterdrückten der Welt zu versuchen, die Geschichte umzukehren, sie zu unterlaufen und in eine andere Richtung zu lenken.“

Deshalb ist es mir zu wenig, dass Gott keine anderen Hände hat als die unseren. Wenn ich das Bild des Flüchtlingskindes sehe, das aus dem Meer ans Land geschwemmt wurde, dann lasse uns nicht davon kommen, die wir unsere Schuld daran tragen, und ich lasse Gott nicht davonkommen. Ich rufe ihn an, er soll für das ungelebte Leben und den schrecklichen Tod des Kindes stehen. Er soll seine Tränen abwischen und ihm sein Lachen zurückgeben. So wahr es ist, dass Gott selber in allen Gestalten der Armut, die sich auf der Welt herumtreibt, so wahr ist - ich behaupte es, und ich verlange es! -‚ dass Gott alle Wunden heilen, einen neuen Himmel und eine neue Erde in Aussicht stellt und die Toten erwecken wird.

„Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird sein; denn das Erste ist vergangen.“ Diese Bilder bilden meine Hoffnungen und nähren meine Träume. Die Solidarität mit den Opfern erlaubt mir kein Schweigen. Sie öffnet mir den Mund zu sagen, was man vernünftigerweise nicht sagen kann: Keine Träne ist umsonst geweint und keine Wunde bleibt ungeheilt. Wie und wo dies wahr wird, weiß ich nicht. Gott weiß, wo er unsere Tränen sammelt, und das genügt.