Werner Schäfer verstorben
Liebe Genossinnen und Genossen in Christo, Freundinnen und Freunde der LAG Christ*innen DIE LINKE Bayern,
eine traurige Nachricht erreichte uns heute: unser langjähriges Mitglied, Werner Schäfer, ist gestern Abend im Alter von 75 Jahren um 23 Uhr verstorben.
Werner war Gründungsmitglied der LAG; er brachte viele gute Ideen und Impulse ein und beteiligte sich aktiv an vielen Veranstaltungen und Aktionen der LAG.
Gewerkschafter, links und katholischer Christ sein - für ihn passte das alles zusammen.
Als überzeugter Pazifist beteiligte er sich jedes Jahr an den Ostermärschen, zuletzt am 10. 04. 2023 in Nürnberg.
Als Stadtrat für die LINKE in Lauf setzte er sich seit 2020 für kommunale Belange ein , insbesondere für eine Tariftreueverordnung.
Nach dem überraschenden Tod seiner Lebensgefährtin, die wir am 24. 04. 2023 zu Grabe getragen haben, ging es ihm nicht gut.
Eine überstanden geglaubte Krankheit brach neu aus und schwächte ihn zusehends. Bis zum Schluss hatte er Lebenswillen und Pläne.
Wir verlieren in ihm einen kämpferischen und liebenswerten Menschen.
Bitte schließt ihn in eure Gebete ein und entzündet eine Kerze für ihn - das wäre in seinem Sinne.
In Dankbarkeit verabschieden wir uns von ihm.
Für die LAG Christ*innen DIE LINKE Bayern
Eva Schreiber Erich Utz Mechthild Greim
Landessprecher*innenrat
Nuntius: Heiliger Stuhl würde zwischen Russland und Ukraine vermitteln
Erzbischof Eterovic über die Friedenspolitik von Papst Franziskus
Der Heilige Stuhl ist nach den Worten des Apostolischen Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, weiter bereit, zwischen der Ukraine und der Russischen Föderation zu vermitteln. Papst Franziskus und seine engsten Mitarbeiter hätten wiederholt versichert, dass er dazu bereit sei, "sofern dies beide Seiten ernsthaft wünschen und sie bereit dazu sind, sich für einen gerechten und dauerhaften Frieden einzusetzen", sagte Eterovic am Dienstag in Berlin. Der Erzbischof äußerte sich beim Empfang der Nuntiatur aus Anlass des zehnten Jahrestages des Beginns des Pontifikates von Papst Franziskus.
Der Frieden in der Welt habe Priorität für die katholische Kirche, sagte der Erzbischof. Viele Beispiele zeigten, dass der Heilige Stuhl bereit sei, seine Dienste in Konflikten zwischen Staaten oder innerhalb eines Landes anzubieten. "Das gilt auch angesichts der Tragödie des Krieges in Ukraine", betonte er. Angesichts von überwiegend regionalen Ausbrüchen von Gewalt und Krieg habe Papst Franziskus zu Beginn seines Pontifikates voller Sorge vom Dritten Weltkrieg in Teilen gesprochen. Im Laufe der Jahre sei diese Bezeichnung mehr und mehr aktuell, "besonders mit dem 24. Februar 2022, als die Russische Föderation die Ukraine überfallen hat und nicht nur das internationale Recht in die Krise stürzte".
Papst verkünde unaufhörlich das Evangelium des Friedens
Als Beispiel der diplomatischen Bemühungen des Heiligen Stuhls nannte Eterovic die Vermittlungen zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und Kuba, um die unterbrochenen Beziehungen dieser beiden Staaten zu normalisieren. Ebenso habe der Heilige Stuhl bei der Vermittlung in unterschiedlichen Ländern eine Rolle gespielt, etwa bei den Friedensprozessen in Kolumbien und Mosambik. Besonderes Augenmerk lege der Heilige Stuhl auf die Suche nach Frieden in der Republik Südsudan.
Um Kriegs- und Gewaltsituationen beenden zu helfen, verkünde Papst Franziskus unaufhörlich das Evangelium des Friedens, sagte der Nuntius. Dabei zitierte er aus dem "programmatischen Dokument" Evangelii gaudium: Die Kirche verkünde "das Evangelium vom Frieden" und sei für die Zusammenarbeit mit allen nationalen und internationalen Autoritäten offen, "um für dieses so große universale Gut Sorge zu tragen". Eterovic ermunterte jeden dazu, "sich nach seinen Möglichkeiten und gemäß der je eigenen Verantwortung für die Förderung des Friedens auf allen Ebenen" einzusetzen.
Papst Franziskus hatte mehrfach betont, im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine vermitteln zu wollen, und zum Frieden aufgerufen. Auch ein Besuch in der Ukraine war bereits Thema. Eine Reise hat sich bisher jedoch nicht ergeben. "Ich hatte vor, dorthin zu gehen. Ich habe den Eindruck, dass es nicht Gottes Wille ist, gerade jetzt zu gehen; aber das werden wir später sehen", sagte Franziskus im vergangenen Herbst. (bod/KNA)
Weihnachtsgruß vom Vorstandssprecherrat der BAG LINKE Christ*innen
Liebe Genossinnen und Genossen, Freundinnen und Freunde der BAG LINKE Christ*innen,
am Anfang dieses Jahres haben viele Menschen in Europa wahrscheinlich versucht aufzuatmen. Mit dem neuen Jahr und weniger bis gar keinen Corona Maßnahmen mehr, wurde alles etwas leichter. Alles fühlte sich nach Neuanfang an. Doch am 24. Februar 2022 war auf einmal alles anders. Das russische Regime Griff die Ukraine an. Wir rutschten von einer Krise in die andere. Der völkerrechtswidrige Krieg gegen die Ukraine machte aus dem erleichterten Aufatmen ein schockhaftes Aufrüsten. Der Deutsche Bundestag zögerte nicht lange und gab der Bundeswehr 100 Milliarden Euro. Jede*r fragte sich, wo dieses Geld in der Coronakrise war und man das vielleicht damals besser in das Gesundheitssystem hätte stecken sollen. Aber dieser Diskurs erlosch in der Öffentlichkeit schnell. Bald darauf war es dann auch möglich schwere Waffen in die Ukraine zu liefern.
Gegen diese Stimmung der Aufrüstung in Europa erklingt nun an Weihnachten der Engelschor: „Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden“.
Diese Worte der Engel dürfen nicht verstummen angesichts der Kriege in der Ukraine. Selten wurde Pazifismus so massiv diffamiert wie im Jahr 2022. Wenn Pazifisten gesagt wird, sie sollten mit ihrer Meinung doch in die Ukraine gehen und ihren Pazifismus ausleben, halten wir dagegen, dass auch diejenigen, die so engagiert aufzählen, welche schweren Waffen Deutschland unbedingt zu liefern habe, diese Waffen nicht ganz persönlich selbst einsetzen werden. Auch sie schauen am Ende dem Elend des Krieges zu, das durch weitere Waffen verlängert wird. Erich Maria Remarque schrieb: „Ich dachte immer, jeder Mensch sei gegen den Krieg, bis ich herausfand, dass es welche gibt, die dafür sind, besonders die, die nicht hingehen müssen.“
Die pazifistischen Stimmen dürfen nicht verstummen, denn „selig sind die, die Frieden stiften“. Sie werden in Deutschland, Europa und der Welt dringend gebraucht. Was wäre, wenn die Ideen zum Pazifismus obsolet, die Stimmen für Gewaltlosigkeit verstummen würden, unsere Vorstellungskraft des Friedens, der mehr ist als kein Krieg, uns gänzlich abhandenkäme?
Nein! Das muss mit aller Kraft verhindert werden! Lasst uns in den Lobgesang der Engel miteinstimmen: „Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden“.
Frohe und besinnliche Tage, sowie einen guten Rutsch in das neue Jahr 2023 wünschen euch
Franz Segbers und Mechthild Greim
Vorstandssprecherrat der BAG LINKE Christ*innen
Aufruf an die Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Karlsruhe
Diese Wirtschaft tötet: Den Schrei der Erde und der Armen hören und die Ketten der Ungerechtigkeit für die ganze Schöpfung lösen (Jes 58,6)
1. Einleitung
Inmitten der Covid-19-Pandemie und einer neuen Spirale militärischer Gewalt und Aufrüstung sowie die Kipppunkte der Klimakatastrophe vor Augen, lesen wir zurückliegende Beschlüsse der ökumenischen Bewegung. Die Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes 2003 in Winnipeg brandmarkte die Unterordnung unter einen absolut gesetzten neoliberalen Markt als Götzendienst. Im Jahr 2004 bekannte die Generalversammlung des Reformierten Weltbundes in Accra in Reaktion auf die (damalige) globale wirtschaftliche Ungerechtigkeit
und ökologische Zerstörung in einer „Glaubensverpflichtung“, dass die Integrität des Glaubens auf dem Spiel steht, wenn man sich gegenüber einem zerstörerischen (neo-)imperialen Wirtschaftssystem ausschweigt oder untätig verhält. Die Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) 2013 in Busan erklärte in ihrer Missionserklärung, dass die Herrschaft des Marktes „ein globales vom Mammon bestimmtes System“ ist, das durch endlose Ausbeutung allein das grenzenlose Wachstum des Reichtums der
Reichen und Mächtigen schützt und mittlerweile den gesamten Öko-Haushalt Gottes bedroht: „Das Reich Gottes steht der Herrschaft des Mammons diametral entgegen.“ Papst Franziskus charakterisierte den Kapitalismus zur selben Zeit als einen „Tanz um das Goldene Kalb“ und stellte fest: „Diese Wirtschaft tötet“. Es gibt also eine ökumenische Übereinstimmung in der klaren Ablehnung der herrschenden Wirtschaftsordnung. Diese große Ökumene ist von kirchengeschichtlicher Bedeutung.
Seitdem hat sich die Weltlage dramatisch verschärft. Wir leben heute in einer anderen Welt. Sie ist eine Welt am Abgrund. Deshalb wollen wir mit Blick auf die 11. Vollversammlung des ÖRK 2022 in Karlsruhe eine Bestandsaufnahme der „Zeichen der Zeit“ vornehmen, sie theologisch und ethisch reflektieren und die ökumenische Bewegung zum Handeln aufrufen. Die Vollversammlung sollte den Gott des Lebens in einer Welt bekennen, die „unter die Räuber gefallen“ (Lk 10,29) ist: Alle sollen ein „Leben in Fülle“ (Joh 10,10) haben, denn es ist genug für alle da.
2. Eine Welt im Ausnahmezustand – Menschen sterben, die Erde brennt
Mit der Finanzkrise von 2008/9 und der Rezession infolge der Covid-19-Pandemie haben sich in der jüngeren Vergangenheit weltweite ökonomische Verwerfungen bislang ungekannten Ausmaßes eingestellt. Beide Male konnte die Weltwirtschaft nur dank beispielloser staatlicher Interventionen vor einem Kollaps bewahrt werden. Die Kosten dieser extremen Krisenhaftigkeit haben vor allem die Schwachen und die natürliche Umwelt zu tragen. Dies rückt nicht nur die Verwirklichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten
Nationen (SDGs) in weitere Ferne, sondern vergrößert gar Not und Elend. Zudem erwachsen auch aus den veränderten Realitäten der „Weltordnung“ gravierende Bedrohungen für die menschliche Sicherheit. Nicht zuletzt auch der Krieg in der Ukraine ist Ausweis wachsender hegemonialer Rivalitäten zwischen imperialen Mächten im Konflikt um die Neuaufteilung geopolitischer Machtsphären.
Eine chaotische, widersprüchliche und militarisierte Weltunordnung, die die Interessen der Wenigen schützt, breitet sich aus. Die Welt steckt in einer globalen Vielfachkrise:
* Das globale Finanzsystem ist nach wie vor völlig unzureichend reguliert und der nächste Crash nur eine Frage der Zeit;
* die Digitalisierung privatisiert öffentliche Güter und macht sie zur Ware: Internet-Giganten wie Google, Amazon oder Facebook verschärfen Rationalisierung und Ausbeutung und spalten die Gesellschaft mit hochqualifizierten, gut bezahlten IT-Jobs einerseits und prekären, schlecht bezahlten „Lieferando-Jobs“ andererseits;
* der Raubbau an der Natur nimmt dramatisch zu; vor allem im globalen Süden geht er allzu oft mit schweren Menschenrechtsverletzungen wie der illegalen Aneignung von Land, Vertreibungen und der Ermordung von Aktivist*innen einher;
* die soziale Spaltung zwischen Arm und Reich nimmt global wie auch national immer skandalösere Formen an: Das Vermögen der acht reichsten Menschen entspricht dem der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung, und selbst während der Corona-Krise konnten die zehn reichsten Menschen der Welt mehr Gewinne erzielen, als die Impfungen aller Menschen auf der Welt zusammen kosten würden;
* die ökologische Krise ist die Kehrseite der sozialen Krise: Das reichste 1 Prozent (63 Millionen Menschen) hat zwischen 1990 und 2015 mehr als doppelt so viel klimaschädliches CO₂ ausgestoßen wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung zusammen. Gegenwärtig konsumiert ein Viertel der Weltbevölkerung vorwiegend des globalen Nordens drei Viertel der Ressourcen und erzeugt drei Viertel des Abfalls und der Emissionen;
* die Covid-19-Pandemie ist Ausdruck des zerstörerischen Übergriffs auf die Natur, die ökologischen Verwüstungen wachsen sich zu weltweiten Seuchen aus;
* durch die wachsende Unwirtlichkeit der Erde sehen sich immer mehr Menschen zur Migration aus ihren Ländern gezwungen;
* etwa 40 Prozent des Weltsozialproduktes und zwei Drittel des Welthandels befinden sich in der Hand von gerade einmal 500 Konzernen; deren auch politisch wachsende Macht vergrößert Demokratiedefizite und untergräbt öffentliche Interessen;
* der Populismus von Rechts ist weltweit auf dem Vormarsch, wodurch sich autoritäre Regime ausbreiten und das Vertrauen der Bürger*innen in die Demokratie schwindet;
* Gewalt, Krieg und Aufrüstung sind erneut zu Mitteln geworden, mit denen eine neue Weltordnung, die nicht auf den Regeln des Rechts sondern auf Macht basiert, durchgesetzt werden soll. Die Menschheit steht zweifelsohne am Scheideweg – zumal das Zeitfenster, in dem die schlimmsten Folgen der globalen Erwärmung verhindert werden könnten, sich schnell schließt und der Militarisierungsschub im
Windschatten des Krieges in der Ukraine die Bekämpfung der Klimakastrophe an die zweite Stelle rückt.
3. Das Scheitern der neoliberalen Globalisierung und die mangelnde Zukunftsfähigkeit des Kapitalismus
Die grundsätzliche Kritik der ökumenischen Bewegung am neoliberalen Kapitalismus hat sich bewahrheitet. Wir sehen: Die Globalisierung mit ihrem Credo des Vorrangs des Marktes vor der Politik hat sich als irrig erwiesen. Die Corona-Krise hat die Verletzlichkeit und krisenhafte Abhängigkeit der weltweiten Wertschöpfungsketten offengelegt. Angesichts des Scheiterns des Neoliberalismus fordern die Eliten nun
eine Rückkehr des Staates als Akteur, um den Kapitalismus in seiner Grundstruktur erhalten zu können. Dieser Staatsinterventionismus neuen Typs soll den Kapitalismus „retten“ und zum Geburtshelfer eines „Kapitalismus mit menschlichem Gesicht“ werden. Dabei wird ignoriert, dass die ökologisch-soziale Krise der Gegenwart sich fundamental von den bisherigen Krisen des Kapitalismus unterscheidet. Denn der Kapitalismus steckt in einem strukturellen Dilemma: Was ökologisch erwünscht ist – eine nachhaltige Wirtschaft –, erzeugt im Kapitalismus soziale Verwerfungen wie Massenarbeitslosigkeit und skandalöse Ungleichheit. Und was sozial erwünscht ist, forciert die ökologischen Krisen. Dieses sozial-ökologische Dilemma wird jedoch durch die Wiedererlangung eines Primats der Politik nicht beseitigt. Deshalb muss die Politik mit den Triebfedern kapitalistischen Wirtschaftens, nämlich der Maximierung von Profit und Wachstum, brechen.
4. Das Gebot der Stunde: Umkehr zu einer Ökonomie des Lebens und der Gerechtigkeit
Die Eliten wollen mit einem „Green New Deal“ Ökonomie und Ökologie versöhnen: Erneuerbare Energien sollen zu einer umweltpolitischen Kehrtwende und einem Beschäftigungsschub führen. Sie versprechen eine „Win-win-Situation“. Aber dieses Versprechen ist irrig, denn auch der grüne Kapitalismus braucht das Wirtschaftswachstum – und die Klimakrise ist die Kehrseite des Wirtschaftswachstums. Deshalb lässt sich das sozial-ökologische Dilemma im Kapitalismus nicht auflösen. Nötig ist ein radikaler Neuansatz, der soziale und ökologische Nachhaltigkeitsziele mit dem polit-ökonomischen Funktionsmechanismus kombiniert. Die Politik darf sich nicht länger dem Diktat der Märkte unterwerfen; sie muss die Märkte in Dienst nehmen. Nötig ist ein Staat, der für Gesundheit, gute Arbeit und Bildung, nachhaltigen Verkehr und die Bewahrung der Schöpfung sorgt und die Wirtschaft so reguliert, dass diese lebensdienlich wird. Maßstab muss das
Leben sein, besonders der Armen und der Schöpfung:
• Der Mensch ist nicht der Herr und Beherrscher der Natur, sondern Teil der Schöpfung;
• Geld ist ein öffentliches Gut und hat allein dem Allgemeinwohl zu dienen;
• Vorrang hat die gemeinsame Bestimmung der Güter vor dem privaten Gebrauch, denn Gott hat die Welt für alle erschaffen;
• Gute Arbeit, Gesundheit und Bildung sind Menschenrechte und keine Ware.
Das Gebot der Stunde ist eine globale, sozial eingebettete Nachhaltigkeitsrevolution, damit eine Ökonomie des Genug für alle entstehen kann. Eine solch elementare Kehrtwende ist aber keine Win-Win-Situation. Sie muss im Konflikt mit denen erkämpft werden, die von der herrschenden Ordnung profitieren. Der Kampf für Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung ist immer Teil gesellschaftlicher Klassenkonflikte.
5. Die neue Logik einer universellen Geschwisterlichkeit: Die Erde ist des Herrn und alles, was darinnen ist, der Erdkreis und die darauf wohnen (Ps 24,1)
Der Konflikt um die Durchsetzung einer neuen Weltordnung erinnert an das biblische Bild des Propheten Jesaja, der seine Botschaft vom Verhängnis des Volkes in die Metapher eines Risses kleidet, der sich, zunächst kaum sichtbar, immer weiter in eine hohe Mauer frisst „wie ein von oben sich öffnender und sich verbreiternder Riss in einer hoch aufragenden Mauer, deren Zusammenbruch plötzlich, urplötzlich kommt“ (Jes 30,13). Die Risse werden größer und machen die Folgen der weltweiten Klimakatastrophe sichtbar: Wirbelstürme und Sturzfluten unterspülen die Grundfesten, Dürren und Feuersbrünste zerstören das Leben.
ANGESICHTS DESSEN, DASS die Mauer bald zu brechen und alles Leben unter sich zu begraben droht, erkennen wir: Diese Wirtschaft schändet Mutter Erde. Sie zwingt alles Leben unter ein Verderben bringendes System. „Unsere ganze derzeitige Realität ist so voll von Tod und Zerstörung, dass wir keine nennenswerte Zukunft haben werden, wenn das vorherrschende Entwicklungsmodell nicht radikal umgewandelt wird und Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit zur treibenden Kraft für die Wirtschaft, die Gesellschaft und die Erde werden“ („Aufruf zum Handeln für eine Ökonomie des Lebens, Gerechtigkeit und Frieden für alle“ des ÖRK von 2012). Unser Zeitalter des Mammons ist ein Katastrophen-Kapitalismus. Er bedroht das Leben der Menschheit und den Planeten insgesamt.
Wir bekräftigen, dass die neoliberale Globalisierung, die die Güter der Erde für eine Minderheit privatisiert, den Grundsatz der universellen Geschwisterlichkeit verletzt; denn alle haben ein Recht auf eine gemeinsame Nutzung der Erdengüter.
ANGESICHTS DESSEN, DASS der globale Kapitalismus die zum System gewordene Ausbeutung der Menschen und Zerstörung der Schöpfung ist und die Reichen sich einen übergroßen Anteil von den Gütern dieser Erde nehmen, die allen gehört,
erkennen wir: Wir sind alle im selben Sturm, aber nicht im selben Boot. Es sind die Reichen und die von ihnen zentral beeinflussten wirtschaftlichen und politischen Akteure und Institutionen, die zu einem großen Teil die Zerstörung der Erde, die Ausbeutung der Menschen und die Klimakatastrophe zu verschulden haben. Die destruktive Logik der herrschenden Ordnung muss überwunden werden.
Wir bekräftigen, dass die Menschen Teil der Schöpfung sind und nicht ihre Herren. Wir brauchen eine neue Logik: von der Logik der Herrschaft, die das Leben auf der Erde bedroht, zur Logik einer universellen Geschwisterlichkeit, die alle einbezieht, mit denen die Menschen das Leben im Haus der Schöpfung teilen (vgl. Gal 3,26-28).
ANGESICHTS DESSEN, DASS rasch gehandelt werden muss, da bald Kipppunkte drohen und die Entwicklung unbeherrschbar und irreversibel wird, erkennen wir: Im Widerstand gegen Situationen, die hoffnungslos und zum Verzweifeln scheinen, enthüllen die apokalyptischen Schriften der Bibel: Die Katastrophe ist da, doch es gibt Hoffnung, die Bestie zu besiegen. Apokalypse heißt „Enthüllen“. Denn: „Gefallen, gefallen ist Babylon“ (Jes 21,9). Die Bestie, die auf Erden ihr Unwesen treibt (Apk 13), ist das Kapital. Die apokalyptischen Schriften enthüllen, dass das herrschende System am Ende ist.
Wir bekräftigen, dass die Katastrophenicht das letzte Wort hat. Es gibt eine Hoffnung auf eine Zukunft jenseits der von den Mächtigen erzeugten Katastrophen. Die Macht der gierigen Weltreiche wird zusammenbrechen. Eine andere Welt ist möglich. Wir erwarten einen neuen Himmel und eine neue Erde (Apk 21,1-8). Das ist keine bloße Utopie ist, sondern eine Herausforderung zum Handeln, damit die
grundlegenden Rechte der Mutter Erde und der Völker akzeptiert werden, die aus der unverlierbaren Menschenwürde aller hervorgehen. Eine Geschwisterlichkeit, die jeden Menschen als Bruder oder Schwester anerkennt, ist Ansporn, sie möglich zu machen.
6. Eine Ökumene der Kirchen und aller Religionsgemeinschaften zur Überwindung unserer zerstörerischen Weltordnung
Der globale Kapitalismus stellt „nicht nur für das wirtschaftliche, sondern auch für das spirituelle Leben der Menschen, nicht nur für die Menschheit, sondern auch für die ganze Schöpfung eine Bedrohung“ dar (Missionserklärung des ÖRK). Diese Bedrohung erfährt nun durch den Krieg in der Ukraine und die aus ihm resultierende globale Aufrüstungsdynamik eine zusätzliche Verschärfung. Aus der Todeslogik kriegerischer Gewalt und des herrschenden Kapitalismus zu desertieren, ist das Gebot der Stunde. Doch dazu braucht es eine neue internationale Rechtsordnung mit entsprechenden internationalen Institutionen und Organisationen, die auf der Überzeugung einer universellen Geschwisterlichkeit basieren.
Papst Franziskus kritisiert in der Enzyklika „Laudato sí“, dass der Mensch sich als Herrscher und Eigentümer fühlt, „berechtigt, die Erde auszuplündern. Wir vergessen, dass wir Teil der Schöpfung sind. Unser eigener Körper ist aus den Elementen des Planeten gebildet“ (Ziff. 2).
ANGESICHTS DESSEN, DASS die Sorge um die Schöpfung Kirchen und Religionsgemeinschaften eint, erkennen wir, dass der gemeinsame Glaube alle Gläubigen inspiriert und ihnen Kraft gibt, den Schrei der Armen und der Mutter Erde zu hören und gütiger, respektvoller und weiser mit der Erde umzugehen. Diese Spiritualität verbindet die christlichen Kirchen mit den Schwestern und Brüdern im Judentum, im Islam, dem Buddhismus und vielen anderen Religionen weltweit.
Wir bekräftigen unseren Glauben an Gott, den Schöpfer des Himmels und der geschändeten Mutter Erde. Die Kirchen müssen die Zeichen der Zeit aus der Perspektive des gekreuzigten Volkes und der geschändeten Schöpfung lesen. Sie müssen den Konflikt mit den Mächtigen und den Plünderern der Schöpfung wagen, damit alle das Leben haben. Darum müssen die Kirchen den konziliaren Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung neu beleben und in den Mittelpunkt ihrer Aktivitäten stellen. Dabei müssen sie
ihre Kirchenmauern unverzüglich überwinden und Allianzen bilden mit den Opfern und den mit diesen solidarischen Bewegungen.
Wir rufen die Vollversammlung des ÖRK in Karlsruhe dazu auf, einen Bund gegen die herrschende Weltordnung zu schließen und in Wort und Tat entschieden Widerstand zu leisten.
Deshalb erneuern wir zurückliegende Beschlüsse der ökumenischen Bewegung und fordern im Einklang mit Papst Franziskus: Wir brauchen eine Ökumene der Religionen, Glaubensgemeinschaften und aller Menschen zum Schutz der Mutter Erde und aller, die diese schöne Erde bewohnen. Die Zeit drängt.
Martin Gück & Franz Segbers (KAIROS Europa – info@kairoseuropa.de)
Papst: Bereit, Putin in Moskau zu treffen
Einen Besuch in Kiew hält Franziskus für wenig friedensdienlich. Zuvor müsse er nach Moskau reisen. Das erklärte das Kirchenoberhaupt im Interview mit der italienischen Tageszeitung „Corriere della sera“, in dem er auf seine Friedensbemühungen im Ukraine-Krieg einging.
Franziskus ist bereit, nach Moskau zu reisen, um Wladimir Putin zu drängen, den Krieg gegen die Ukraine zu beenden. Dies habe er dem russischen Präsidenten Mitte März mitteilen lassen, sagte der Papst dem „Corriere della Sera“ in seiner Residenz Santa Marta im Vatikan (Dienstag). „Bisher haben wir noch keine Antwort erhalten, aber wir beharren weiterhin darauf, auch wenn ich fürchte, dass Putin dieses Treffen zum jetzigen Zeitpunkt nicht wahrnehmen kann und will. Aber wie kann man eine solche Brutalität sonst stoppen? Vor fünfundzwanzig Jahren haben wir in Ruanda das Gleiche erlebt…“
Seit Kriegsausbruch am 24. Februar hat es von vatikanischer Seite viele Vermittlungsversuche gegeben, angefangen bei dem Telefonat mit dem ukrainischen Präsidenten Selenski und dem Besuch des Papstes in der russischen Botschaft beim Heiligen Stuhl mit der Bitte, die Waffen zum Schweigen zu bringen.
Ein Besuch in Kiew steht derzeit nicht an...
Ein Besuch in Kiew stehe momentan aber nicht an, erklärte Franziskus in dem Interview. „Ich spüre, dass ich nicht gehen sollte. Zuerst muss ich nach Moskau gehen, zuerst muss ich Putin treffen.“ Allerdings sei er nur ein Priester, der lediglich tue, was ein Priester tun könne – „wenn Putin nur die Tür öffnen würde.“
Auf die Frage, ob der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. Putin dazu bewegen könne, schüttelte der Papst laut Aussage der Zeitung den Kopf. 40 Minuten lang habe er im März mit Kyrill per Video gesprochen. Die ersten 20 Minuten lang habe dieser mit einer Karte in der Hand die Gründe des Krieges erklärt, so Franziskus.
„Ich habe ihm zugehört und gesagt: 'Davon verstehe ich überhaupt nichts. Bruder, wir sind keine Staatskleriker und dürfen nicht die Sprache der Politik, sondern müssen die Sprache Jesu sprechen. Wir sind Hirten desselben heiligen Volkes Gottes. Deshalb müssen wir nach Wegen des Friedens suchen und die Waffen stoppen'. Der Patriarch kann sich nicht zum Ministranten Putins machen." Für den 14. Juni sei ein Treffen mit Kyrill in Jerusalem geplant gewesen. Derzeit aber seien beide sich einig, dass dies ein ambivalentes Zeichen wäre.
Die Frage der Waffenlieferungen....
Ohne ein Recht auf Selbstverteidigung grundsätzlich in Frage zu stellen, wiederholte der Papst seine Zweifel zu Waffenlieferungen an die Ukraine. „Ich weiß nicht, wie ich antworten soll, ich bin zu weit entfernt von der Frage, ob es gerechtfertigt ist, die Ukrainer zu beliefern."
Als Gründe für den Krieg macht Franziskus den „Handel“ mit Waffen aus, einen „Skandal“, dem nur wenige widersprechen würden. Der Papst sprach auch von einer „Wut, die vielleicht durch das „Gebell“ der NATO an den Toren Russlands ausgelöst wurde“, was den Kreml dazu gebracht habe, „falsch zu reagieren und den Konflikt zu entfesseln.“
Ohne ein Recht auf Selbstverteidigung grundsätzlich in Frage zu stellen, wiederholte der Papst seine Zweifel zu Waffenlieferungen an die Ukraine. „Ich weiß nicht, wie ich antworten soll, ich bin zu weit entfernt von der Frage, ob es gerechtfertigt ist, die Ukrainer zu beliefern.“
Es sei klar, dass dort Waffen ausprobiert würden. Die Russen wüssten nun, dass ihre gepanzerten Fahrzeuge wenig nützten „und denken schon an andere Dinge". Kriege würden geführt, um Waffen zu testen, die man produziert habe. An dieser Stelle verwies der Papst auf eine Initiative der Hafenarbeiter Genuas, die „vor zwei oder drei Jahren“ beschlossen hätten, Konvois mit Waffenlieferungen für den Jemen zu stoppen.
(vaticannews/kap -skr)
Aus unserer Mitgliederversammlung
Am 09. 04. 2022 traf sich in München die Mitgliederversammlung der LAG Christ*innen DIE LINKE Bayern
und wählte für die nächsten zwei Jahre Eva Schreiber, Mechthild Greim und Erich Utz in den Sprecher*innenrat.
Der vierte Platz im Sprecher*innenrat bleibt vorläufig frei (kein Kandidat aus Nordbayern vorhanden).
Unsere nächsten Aktionen und Vorhaben:
Die LAG Christ*innen DIE LINKE Bayern beteiligt sich zusammen mit der BAG LINKE Christ*innen
am Katholikentag in Stuttgart vom 25. 05. bis 29. 05. 2022 mit 2 (zwei) Veranstaltungen:
1. Politisches Nachtgebet am 27. 05. 2022, 19.30 Uhr, in der Kirche St. Martin in Stuttgart.
in Kooperation mit den Christen für den Sozialismus und den Religiösen Sozialisten
2. Theateraufführung "Die Antrittsrede der amerikanischen Päpstin" am 27. und 28. 05. 2022,
mit Charis Hager, Beginn jeweils 16.30 Uhr im Clara-Zetkin-Haus (Waldheim Stuttgart)
Die LAG Christ*innen DIE LINKE Bayern ist Mitunterzeichnerin des Aufrufes "stop-g7-elmau" und
ist durch Landessprecherin Eva Schreiber, ehem. MdB, am Alternativgipfel beteiligt.
Termin: 24. 06. 2022
Aktuelle Informationen findet ihr unter "www.stop-g7-elmau.info".
Ostergruß von Franz Segbers
Liebe Genossinnen und Genossen,
Christen feiern am Sonntag Ostern - das Fest der Auferstehung. Ein christlicher Glaube, der sich an Jesus orientiert, ist eine Aufsteh-Religion, nicht bloß eine Auferstehungs-Religion. Eine Aufsteh-Religion lässt nicht zu, dass auf Erden alles so weiterläuft, wie es eben ist und läuft. Es befähigt zum Mitleiden mit den Leidenden (compassio .- so J. B. Metz). Die Gesellschaft braucht nicht die Verdopplung dessen, was sie ist, denkt und glaubt. Die Aufsteh-Religion ermutigt zum Eintreten für ein gerechteres Miteinander, zum Aufstand der Güte und Liebe gegen Ungerechtigkeit, Gewalt, Hunger, Elend. „Ob es diese Auferstehung der Toten gibt, hängt ganz davon ab, ob der Gott Israels und Jesu, der Gerechtigkeit und Güte für alle will, „wirklich ist und die unendliche Sehnsucht der Menschen nach Gerechtigkeit und Sinn deshalb Grund hat. (Hans Kessler)
Weil Gott ist, kommen die Opfer von Gewalt, die Verhungerten und Gequälten zu ihrem Recht. Osterglaube, der ein Aufsteh-Glaube ist, ist die Kraftquelle für mehr Gerechtigkeit, Güte und Gewaltfreiheit. Das gilt auch und gerade jetzt angesichts des Krieges in der Ukraine.
In diesem Sinne lasst uns Ostern feiern.
Franz Segbers
BAG LINKE Christ*innen
Papst kritisiert hohe Rüstungsausgaben
Am 24. März kamen in Brüssel die Führer der NATO-Staaten zusammen und drohten dem Gegner mit neuen „Sanktionen“. Sie beschlossen weitere extreme Rüstungsmaßnahmen (mindestens 2% des Bruttoinlandsprodukts) und massive Waffenlieferungen in das osteuropäische Kriegsgebiet.1
Am selben Tag hielt das Oberhaupt der katholischen Kirche, Papst Franziskus, in Rom eine Rede, in der er über die Politik der NATO-Staaten folgendermaßen urteilte:
[Il Fatto Quotidiano vom 24/03/2022]
Ich schäme mich für die Staaten, die die Militärausgaben auf 2% anheben, sie sind verrückt!
Die wahre Antwort besteht nicht in anderen Waffen, anderen Sanktionen, anderen politisch-militärischen Allianzen, sondern in einer anderen Einstellung, einer anderen Weise, eine bereits globalisierte Welt zu verwalten, darin, nicht die Zähne zu zeigen, sondern internationale Beziehungen zu knüpfen.
Es ist ersichtlich, dass eine gute Politik nicht aus einer Kultur der Macht erwachsen kann, die als Herrschaft und Unterdrückung verstanden wird, sondern nur aus einer Kultur der Achtsamkeit, der Achtsamkeit für den Menschen und seine Würde, und der Achtsamkeit für unser gemeinsames Haus. Dies beweist sich, leider negativ, durch den beschämenden Krieg, dessen Zeugen wir sind.
Ich denke, dass es für jene von Euch, die meiner Generation angehören, unerträglich ist, zu sehen, was geschah und was in der Ukraine geschieht. Doch dies ist leider die Frucht der alten Logik der Macht, die die sogenannte Geopolitik noch immer dominiert.
Regionale Kriege hat es die ganze Zeit gegeben, hier und dort, wir befinden uns seit einer Weile in einem "Dritten Weltkrieg auf Raten", und nun stehen wir vor einer Dimension, die die gesamte Welt bedroht. Und das Grundproblem ist immer das gleiche:
Die Welt wird weiterhin wie ein "Schachbrett" behandelt, wo die Mächtigen die Züge studieren, um ihre Vorherrschaft zum Schaden der anderen auszudehnen.
Über diese Rede wird in den deutschen Medien gar nicht, nur verkürzt, entstellt oder marginalisiert berichtet.
„Selig sind die Gewaltlosen“
Diskussionspapier der BAG LINKE Christ*Innen zum Krieg in der Ukraine
Diskussionspapier der Bundesarbeitsgemeinschaft LINKE Christ*Innen zum Krieg in der Ukraine
„Selig sind die Gewaltlosen“ (Mt 5,5).
Angesichts des menschenverachtenden Angriffskriegs von Putins russischen Truppen auf die Ukraine und des schweren Bruchs des Völkerrechts durch Russland stellt die Bundesarbeitsgemeinschaft LINKE Christ*innen fest: Wir rufen die russische Regierung auf, sofort alle Angriffe einzustellen und seine Truppen von den Grenzen zur Ukraine zurückzuziehen. Der vom Bundeskanzler Scholz behauptete „Zeitenwechsel“ ist in Wahrheit ein Rückfall in den Militarismus vergangener Zeiten. Wer jetzt Waffen in die Ukraine liefert, gießt Öl ins Feuer. Waffenlieferungen tragen zur Eskalation bei. Der intelligentere Weg ist Deeskalation. Deshalb setzen wir auf die Stärkung ziviler Widerstandspotenziale. Wir unterstützen die Kräfte des sozialen Widerstandes in der Ukraine. Sie rufen die ukrainische Regierung auf, auf militärischen Widerstand zu verzichten und stattdessen zivilen Widerstand zu proklamieren.
LINKE Christ*innen orientieren sich an Jesu Gebot zur Gewaltfreiheit: „Stecke dein Schwert an seinen Ort! Denn wer das Schwert nimmt, der wird durchs Schwert umkommen.“ (Mt 26,52) Selig gepriesen werden die Gewaltlosen. (Mt 5,5) Aktive gewaltfreie Aktionen waren oft erfolgreiche (Friedliche Revolution in Deutschland 1989, Singende Revolution im Baltikum 1987-1991; Frauen in Weiß in Liberia 2003). Gewaltfrei-aktiver Widerstand ist nicht naiv, sondern intelligent und nachhaltig. Wer Frieden will, muss den Weg des Friedens auch in Konflikten gehen. Auch angesichts des Bombardements auf unschuldige Menschen und für Kriegssituationen gibt es „erprobte Konzepte und Instrumente dafür gibt, Wege aus Gewalt und Schuld zu finden“ (Kundgebung der EKD-Synode 2019). Die Geschichte zeigt: gewaltfreier Widerstand hat hohe Erfolgschancen. „Machen wir die aktive Gewaltfreiheit zu unserem Lebensstil“, lautete der Appell von Papst Franziskus zum Weltfriedenstag 2017.
Die Sprache der Waffen und Waffenlieferung sind nicht alternativlos. Wir weigern uns, unser Denken und Handeln von der militärischen Logik bestimmen zu lassen. Es gibt Alternativen zur Spirale von Gewalt und Gegengewalt. Es gibt zahllose Methoden des unbewaffneten Widerstandes. Frieden schaffen geht anders. Wir setzen auf die Macht gewaltlosen Widerstandes und wollen Frieden schaffen ohne Waffen! Mit Dietrich Bonhoeffer sagen wir: „Es gibt keinen Frieden auf dem Weg der Sicherheit. Denn Friede muss gewagt werden!“
▪ Wir fordern die solidarische Unterstützung aller, die vor den Kriegsfolgen zur Flucht gezwungen sind.
▪ Wir fordern die Unterstützung aller, die in der Ukraine mit gewaltfreien Mitteln Widerstand leisten.
▪ Wir rufen auch die EU auf, russischen Deserteuren das Recht auf Asyl zu geben. Unsere Solidarität gilt den leidenden Menschen in der Ukraine und allen, die auf der Flucht sind.
▪ Wir lehnen völkerrechtswidrige Selbstjustiz ab und fordern, dem Gewaltmonopol der UNO nach Artikel 2 Abs. 4 der UNO-Charta bei zwischenstaatlichen Konflikten zur Durchsetzung zu verhelfen.
▪ Wir fordern, die Methoden der zivilen Konfliktbearbeitung zu unterstützen und zu trainieren. Wir fordern, jene Organisationen, die auf solche Methoden spezialisiert sind, politisch und finanziell stärker zu fördern.
▪ Deshalb lehnt die BAG Linke Christ*innen die von Bundeskanzler Scholz angekündigten massiven Umlenkungen von Steuergeldern ins Militär als Schritt in die falsche Richtung ab.
Bei internationalen Konflikten müssen nicht-militärische Lösungen gefunden werden. Es ist ein Mythos, zu glauben, militärische Verteidigung sei vernünftig, verantwortungsbewusst und realistisch. Richtig ist vielmehr, dass gewaltfreie Methoden intelligenter, nachhaltiger und vernünftiger sind. Gewaltfreie Methoden können stärker und erfolgreicher sein als militärische Methoden. Beim Einsatz gewaltfreier Kampfmethoden gibt es weniger Tode und Verletzte, weniger zerstörte Städte und
Landschaften. Auch der Übergang zur Demokratie fällt leichter. Wer Frieden will, muss den Frieden vorbereiten.
Franz Segbers
Sprecher der BAG LINKE Christ*innen
LAG Christ*innen DIE LINKE Bayern
Die LAG Christ*innen DIE LINKE Bayern wurde 2010 gegründet und ist seitdem kontinuierlich gewachsen auf 47 Mitglieder, davon sind 38 in der Partei.
Coronabedingt hatten wir 2020 nur eine Präsenzsitzung und haben 2021 deshalb Online eine Veranstaltung zum Thema „Ökosozialismus-Plädoyer für eine solidarische und nachhaltige Gesellschaft“ mit dem Referenten Dr. Bruno Kern durchgeführt, die sehr gut besucht war.
Auf unserer Präsenzversammlung am 18. 07.2021 in Nürnberg wählten wir unsere Delegierten für den Landesparteitag Bayern in Augsburg (16. 10. 2021) und für die BAG Delegierten- und Mitgliederversammlung, die am 20. 10. 2021 Online stattfand.
Die LAG beteiligt sich in München regelmäßig am Kreis der Religionen im Rahmen des Corso Leopold. Sie ist Mitglied in der Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion Nürnberg (nächste MV am 03. 12. 2021 in Nürnberg) und unterstützt die Initiative „Sicherheit neu denken“.
Wir beteiligen uns aktiv an Katholiken- und Kirchentagen mit kreativen Aktionen, sind im Gespräch mit Diözesanräten über Schreiben des Papstes wie „Laudato Si“ und „Fratelli Tutti“, organisieren Infostände an Landesparteitagen, wo wir über unsere Ziele und Positionen informieren und natürlich auch neue Mitglieder gewinnen wollen.
Bei Kundgebungen gegen unberechtigte Abschiebungen machen wir mit unseren Warnwesten, auf denen steht „Linke Christ*innen sind solidarisch“, auf uns aufmerksam.
Kontinuierlich sind wir aktiv gegen verkaufsoffene Sonntage, durch Infostände, Anträge an Stadt- und Kreisparlamente und Presseerklärungen.
Da Bayern ein flächenmäßig großes Bundesland ist, haben wir 4 Landessprecher*innen, jeweils zwei quotiert für den Norden und Süden Bayerns, wobei zur Zeit der Posten des männlichen Sprechers in Nordbayern vakant ist.
Bedauerlicherweise kamen bei der Bundestagswahl 2021 nur 4 Vertreter Bayerns in den Bundestag, unsere Landessprecherin Eva Maria Schreiber war leider nicht mehr dabei. Sie hatte in den vergangenen 4 Jahren zahlreiche Initiativen im Bereich Entwicklungspolitik gestartet (z. B. an einem fortschrittlichen Lieferkettengesetz mitgearbeitet, das dann leider so nicht verabschiedet wurde) und viele Kontakte zu Nichtregierungsorganisationen geknüpft.
Die Erfahrungen und das Know-How aus dieser Zeit wollen wir für unsere Arbeit in der LAG Christ*innen DIE LINKE Bayern fruchtbringend nutzen.
Bestätigt wird unsere Arbeit durch Neueintritte von jungen Genossinnen und Genossen in den letzten zwei Monaten.
Am Katholikentag 2022 in Stuttgart und am Kirchentag 2023 in Nürnberg werden wir uns wieder aktiv einbringen. In die Planungen in Nürnberg sind wir bereits mit eingebunden.
Mechthild Greim. Landessprecherin LAG Christ*innen DIE LINKE Bayern
Sonntagsschutz
Der arbeitsfreie Sonntag ist für uns Symbol und Ausdruck der Würde und Freiheit des Menschen.